MATTHIAS LOHRE
AUTOR & JOURNALIST
Der kühnste Plan seit Menschengedenken
Wie weit würdest du gehen, um die Welt zu retten?
Im Frühling 1928 präsentiert der deutsche Architekt Herman Sörgel eine wahnwitzig erscheinende Idee. Er will das Mittelmeer um bis zu 200 Meter absenken, Europa und Afrika zu einem Superkontinent vereinen: Atlantropa. Drei gewaltige Staudämme, so sein Plan, unterbrächen die Wasserzufuhr. Durch Verdunstung sänke der Meeresspiegel jährlich um 1,65 Meter, und an den Küsten stiege fruchtbares Land von der Größe Frankreichs und Belgiens aus den Fluten. Turbinen in den Dämmen erzeugten saubere Energie für ganz Europa. Einzig die jahrzehntelange Zusammenarbeit am Riesenwerk, argumentiert der liberale Pazifist, könne den Kontinent vor Überbevölkerung, Umweltverschmutzung und einem weiteren Weltkrieg schützen.
Volle Unterstützung erhält Sörgel von seiner schönen und eigensinnigen Ehefrau Irene. Die 33-jährige Antiquitätenhändlerin aus wohlhabendem jüdischen Elternhaus und der Sohn eines angesehenen Wasserbauingenieurs wollen ganz anders leben, als ihre konservativen Eltern es taten: kinderlos, kosmopolitisch, gleichberechtigt und selbstständig.
In der Weltwirtschaftskrise berichten deutsche und internationale Medien über die hoffnungsvolle Idee und ihren Erfinder, einen charismatischen 43-Jährigen mit Monokel. Sörgel zieht namhafte Ingenieure und Architekten an, die bestätigen: Der Plan ist keine Utopie, sondern hier und heute technisch machbar. Atlantropa wird eine der größten planerischen Visionen des 20. Jahrhunderts.
Mit der Machtübernahme der Nazis schrumpft zunächst ihre Hoffnung, ihr Friedenswerk umzusetzen. Zudem erfährt Irene, dass nur ein bürokratischer Zufall sie davor schützt, als „Volljüdin“ geführt zu werden. Doch NS-Funktionäre erkennen schließlich Atlantropas Potenzial – als faschistischer Plan zur Eroberung Afrikas. Entsetzt wollen Herman und die Jüdin Irene Deutschland im Sommer 1939 verlassen, Zudem ist Irene mit fast 44 Jahren erstmals schwanger. In diesem Moment lädt die Gestapo beide zum Verhör.
Der kühnste Plan seit Menschengedenken erzählt die wahre Geschichte zweier deutscher Träumer, die die Welt durch Technik erlösen wollen. Vor allem aber handelt es von einem Paar, das sich und den eigenen Idealen unbedingt treu bleiben will – und sich schließlich für eines von beiden entscheiden muss.
“Beeindruckend gelungen (…) Die Geschichte reißt mit – in die damalige Zeit, ins nächste Kapitel und oft noch viel weiter.” FAZ
“Ein atemberaubend spannender Roman, der ein großes Leseerlebnis ist.” Jungle World
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Das Opfer ist der neue Held
Opfer verdienen Hilfe. In unübersichtlichen Zeiten wie heute verleihen sie zudem moralische Orientierung, denn mit ihren Schicksalen erzählen sie kraftvolle Geschichten über Gut und Böse, richtig und falsch. Die Aufmerksamkeit für Benachteiligte nutzen aber auch Menschen, die gar nicht hilflos sind. Diese neuen Opfer ersetzen Dialog durch Empörung, Fakten durch Bauchgefühle. Sie geben sich als Verteidiger moralischer Normen, brechen sie aber ständig selbst. Ihren wachsenden Einfluss nutzen sie allein für sich, wirklich Machtlose gehen leer aus. Dabei liegen die wahren Ursachen, weshalb wir uns ohnmächtig, benachteiligt oder bedroht fühlen, meist nicht im Hier und Jetzt, sondern in unserer Kindheit. Wer sich früh ungeliebt, ungewollt und ungeschützt fühlen musste, der wird die Welt als bedrohlichen Ort wahrzunehmen lernen. Doch die Selbstwahrnehmung als Opfer und die Suche nach Rettern ist eine Sackgasse. Nur wenn wir uns unserer Handlungsspielräume bewusst sind, können wir sie nutzen, um uns und anderen zu helfen.
„Lohre deutet die zunehmende Empfindsamkeit unserer Gesellschaft als Ausdruck der Orientierungslosigkeit, die nach klaren Fronten verlangt, und genau das biete die Einteilung der Welt in Täter und Opfer. (…) Aufschlussreich zeigt der Autor (…) auf, wie die Figur des Wehrlosen innert weniger Jahrzehnte eine steile Karriere hingelegt hat.“ Tages-Anzeiger
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Das Erbe der Kriegsenkel
In Millionen Deutschen tobt noch heute der Zweite Weltkrieg. Denn wer als Kind Nazi-Drill, Todesängste und Vertreibung erfuhr, den lassen die Erfahrungen nicht mehr los. An meinem Beispiel erzähle ich, wie sich die Seelennöte der Kriegskinder in ihren Töchtern und Söhnen fortgepflanzt haben: den Kriegsenkeln. Die etwa zwischen 1955 und 1975 Geborenen leiden unter mangelndem Selbstwertgefühl, Schuldgefühlen und diffuser Angst. Sie sind geprägt durch eine Katastrophe, die sie nicht erlebt, aber zu spüren bekommen haben. Heute bietet sich ihnen die letzte Chance, die Seelentrümmer ihrer Vergangenheit aufzuspüren und inneren Frieden zu finden. Das Erbe der Kriegsenkel wurde 2016 zum SPIEGEL-Bestseller.
„Ein sehr persönliches Buch. (…) Entschuldigen will Lohre nichts. (…) Wohl aber zeigen, dass Geschichte nichts ist, was sich mit der nächsten Generation erledigt, sondern über Jahrzehnte – auch ungesagt – weitergegeben wird und uns prägt.“ Deutschlandfunk Kultur
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Der Film-Verführer
Ein Kino-Abend ist wie ein Lügendetektor-Test. Unsere Lieblingsfilme sagen mehr über uns aus, als wir gern preisgeben. Sie verraten unsere verborgenen Sehnsüchte, verdrängten Ängste und größten Hoffnungen. Schauen wir genauer hin, verstehen wir: Das Beängstigendste an Alien ist unser Unbewusstes, Terminator II erzählt sensibel von der Sehnsucht eines Jungen nach einem Vater, und in Frühstück bei Tiffany versucht eine junge Frau, ihren Traumata zu entfliehen.
„Lohre liefert überraschende, mit Fachwissen untermauerte Filminterpretationen; erklärt, wie unterschiedlich Frauen und Männer Filme rezipieren und klärt so manches Missverständnis auf.“ WDR 5
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Milde Kerle
Männer sind heute so verwirrt, wie Frauen es längst sind. Sie sollen stürmisch im Bett sein, aber auch rücksichtsvoll und zärtlich. Sie sollen ein ganzer Kerl sein, aber die richtigen Windeln kaufen. Ein Ruhepol, aber kein großer Schweiger. Eine starke Schulter, aber kein Macho. Sensibel, aber bitte nicht so empfindlich. Gut aussehend, aber bloß nicht eitel. Anhand einer Woche dekliniere ich die widerstreitenden Anforderungen an milde Kerle durch.
„Schlau erkannt, souverän argumentiert und amüsant aufgeschrieben: Sollte Mister Lohre etwa der perfekte Mann sein?“ Petra
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Abkühlung einer Ingenieursseele– taz-Rezension von Der kühnste Plan seit Menschengedenken (2022)
Die Bilder sind wieder da – Artikel für Die Zeit über aufbrechende Kriegstraumata (2022)
Atlantropa – Gespräch mit dem Podcast Geschichten aus der Geschichte (2022)
Große Erwartungen – Vorstellung des Atlantropa-Romans in der ORF-Hörfunksendung “Ex libris” (2021)
Frieden in Atlantropa – FAZ-Rezension (Printversion wiedergegeben auf buecher.de) (2021)
Eine Art Seebrücke – Rezension von Der kühnste Plan seit Menschengedenken in der Jungle World (2021)
Interview in der 3Sat-Kulturzeit zu Opfer-Haltungen und Kriegsenkeln 1/2 (2020)
Interview in der 3Sat-Kulturzeit zu Opfer-Haltungen und Kriegsenkeln 2/2 (2020)
Die neue Lust am Leiden – Essay zu Opferhaltungen unter Linken in der taz (2020)
Wie aus Opfern Helden werden – Essay über Opferhaltungen für Deutschlandfunk Kultur (2020)
Wer sich zum Opfer erklärt, mauert sich ein – Interview im Deutschlandfunk (2019)
Von Opfern und Helden – Interview mit dem RBB-inforadio (2019)
Das ostdeutsche Opfer ist der neue Held – Essay in der Sächsischen Zeitung (nur mit Abo) (2019)
Warum wir so gerne jammern – Interview mit Deutschlandfunk Nova (2019)
Ich leide, also bin ich – Auszug aus Das Opfer ist der neue Held bei Zeit Online (2019)
Im Anfang war das Wort – NDRinfo-Interview zu Traumata der Kriegskinder und -enkel (2019)
Vererbte Seelennot – Deutschlandfunk-Interview über Das Erbe der Kriegsenkel (2018)
Wenn die Eltern schweigen – Rezension Das Erbe der Kriegsenkel im Deutschlandfunk Kultur (2016)
Die Unfähigkeit zu vertrauen – Essay für Die Zeit über Kriegsenkel (2014)
Unsicherheit aushalten – das ist männlich – Spiegel Online-Interview zu Milde Kerle (2013)
Macho oder Memme – Wie soft darf ein Mann sein? – Streitgespräch in der Welt am Sonntag (2013)
Die milden Kerle unter Druck – Essay im Tagesspiegel zu Milde Kerle (2013)
Geschichten und Geschichte faszinieren mich. Ich will verstehen, wie Ereignisse zustande kommen, sich anfühlen, welche Folgen sie haben und wie sie sich in Worte fassen lassen. Deshalb schreibe ich.
Das nötige Handwerkszeug lernte ich unter anderem beim Geschichts- und Anglistik-Studium an der Universität zu Köln, bei mehrmonatigen Aufenthalten in den USA und China, durch die Redakteursausbildung an der Berliner Journalisten-Schule, als Mitgründer des Journalistenbüros Freie Redaktion in Berlin, in mehr als neun Jahren als Reporter, Parlamentskorrespondent und Kolumnist der tageszeitung und als Autor historischer Rekonstruktionen für Geo Epoche, P.M. History und Zeit Geschichte.
Mit meiner Familie lebe ich in Berlin.